Interview zum Katalogbuch „Häufige Fragen zum
Übersetzen“*


Du beschreibst in jedem Kapitel eines deiner Bilder, richtig?

Jedes Bild repräsentiert eine bestimmte energetische Situation. Der Text setzt genau dort an und nähert sich diesem ebenso einzigartigen wie universell erfahrbaren Zusammenhang. Aus dem Zwischenraum dieser Begegnung zwischen Text und Bild taucht eine Frage auf, die den Text in zwei Teile strukturiert (manchmal sind es auch mehrere). Der zweite Teil führt die im Begegnungsprozess festgestellten Ansätze zu einem transformierenden Weg.

Geht es um das konkrete Bild?

Der Ausgangspunkt sind ganz konkrete Bilder, die habe ich ausgewählt, weil sie ein universelles Thema ausdrücken. Hier taucht der Text nun ebenfalls ein – wie in die Vergänglichkeit einer flüchtigen Aura, um diese auszuloten und zu verankern. Bei dem Anker könnte es sich zum Beispiel um den Duft von Apfelblüten nach dem Überqueren einer Brücke handeln. Das Ziel des Textprozesses ist zuerst die Gewinnung bzw. Schöpfung einer Frage, die erst durch das Schreiben selbst auftaucht. Diese Frage ist dann wie ein Schlüssel, der das geheimnisvolle Tor zum Weg des zweiten Teils dahinter öffnet.

Wie hast du die Auswahl der Bilder getroffen, zu denen die jeweiligen Texte entstanden sind? Manche hören sich an wie Träume …?

Ich habe Bilder ausgewählt, die genau die energetischen Situationen adressieren, die mir mitzuteilen – zu übersetzen gewissermaßen – wichtig sind. Aus einem Zusammentreffen auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen kollabieren die konkreten Intentionen und versinken gemeinsam in einem Fluss, aus dem danach etwas neu auftaucht. Träume sind eine gute Metapher, sie sind für alle mitteilbar, da sie die Sprache des Unterbewussten sprechen.

Warum in dieser Reihenfolge?

Es war die Reihenfolge des inneren Auftauchens. Der Prozess zog sich ungefähr ein halbes Jahr hin. (Außer dem letzten, den ich erst dieses Jahr schrieb.)

Arbeitest du an Bild und Text gleichzeitig oder entstehen die Texte rückblickend?

Es ist eine Begegnung. Die Begegnung eines entstehenden Textes mit einem (teilweise schon seit Jahrzehnten) vorhandenen Bild. Dieses vor Augen gerinnen die Worte. So gesehen entstehen sie rückblickend – das, wovon sie sprechen, ist ohne Zeit.



––

* „Häufige Fragen zum Übersetzen“ 2025

Das Interview wurden mit verschiedenen Gesprächspartnern im April 2025 geführt.