Der reine Strich bahnt sich in den Bleistiftzeichnungen Michael
Gollers seinen unwiderruflichen Weg ins Bild. Dabei handelt es sich
ausschließlich um Abbilder von Vergangenem, die sich in einem
fortwährenden Arbeitsprozess unter der Moderation des Künstlers selbst
auf dem Papier organisieren. Den Zugang zu den Bleistiftzeichnungen
fand der Künstler in bedeutsamen persönlichen Fotos beispielsweise aus
seiner Kindheit, die er nach dem Zeichnen vernichtete, um den
Abzeichenprozess mit dem Einmaligen und damit dem Vergänglichen zu
konfrontieren. Diese Haltung der Wertschätzung des Abbildes aus seiner
eigenen Vergangenheit als einmalige Vorstellung von Geschichte
überträgt er mit dieser Erfahrung des Vernichtens nun auf Bilder aus
Tageszeitungen. Er entnimmt sie ihrer ursprünglichen Bedeutung und
platziert diese, getrieben vom Finden der reinen Linie, auf die großen
wie kleinen Papierbögen.
Jeder Moment hat seine eigene Vergangenheit und Zukunft als eine
Vorstellung in uns. Das Gewesene ist ausgeformt gewesen, wir haben ein
Abbild davon und glauben aufgrund des Abbilds die Geschichte zu
erkennen. Sie sind die konzentrierte Präsenz des Gewesenen in der
Gegenwart und bilden so (individuelle) Wirklichkeit.
Michael Goller nimmt die Welt auf und bringt sie mit der größtmöglichen
Wertschätzung zu Papier. Der Künstler ist der unabdingbare Moderator,
Dirigent, Dompteur, viele Begriffe könnten zutreffen, einer sich selbst
findenden Komposition. Beim Betrachten der Bleistiftzeichnungen werden
wir Inhalte erkennen, die in neue Zusammenhänge gefügt sind."
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In the pencil drawings by Michael Goller, the pure line channels its
irrevocable way into the picture. These are exclusively reflections of
the past, that organize themselves in a continual working process on
the paper under the artist’s moderation. The artist found access to the
pencil drawings by meaningful photographs from his personal past. He
destroyed those photographs after drawing in order to confront his
drawing process with uniqueness und thus with evanescence. Now, he
transfers this attitude of appreciation of the image from his own past
as an unique conception of history together with the experience of
destruction to images from daily newspapers. He extracts them from
their original meaning and places them on large as well as small sheets
of paper, driven by the urge to find the pure line. Every moment has
its own past and future as conceptions within us. The past has been
given a final shape- we have a concept of it and believe to discern
history because of this image. They are the concentrated presence of
what has been in the present and thus form (individual) reality.
Michael Goller absorbs the world and brings it to paper with the utmost
appreciation. The artist is the indispensable moderator, conductor,
tamer- many terms could be applied- of a self-encountering composition.
By looking at the pencil drawings we will see content that is assembled
into new contexts.