Monochrom

Galerie e.artis contemporary 15.10. – 31.12. 2016
 


Ein ornamentaler Reigen
Zu den Tuschezeichnungen von Michael Goller
von Dr. Jutta Moster-Hoos Leiterin Horst Janssen Museum Oldenburg


„Das Medium ist die Botschaft“- die Kernaussage des kanadischen Philosophen und Kommunikationstheoretikers Marshall McLuhan (1911 – 1980), wiederholen wir wie ein Mantra und sind ebenso der Überzeugung, dass die modernen Kommunikationstechnologien unser Denken und unsere Wahrnehmung verändern, unabhängig von der jeweiligen „Botschaft“, die überbracht wird. Angesichts des Medienstudiums von Michael Goller scheint mir der Ausflug in diese Disziplin angebracht.

Denn der Künstler reflektiert in seinen Werken unablässig über die beiden Medien Malerei und Zeichnung, und zwar auf eine sinnliche, ungemein anschauliche Art und Weise. Wenn der Malerei Flächen, Farben, Farbverläufe und Pinselduktus zugeordnet sind, dann steht die Zeichnung für Linien und Striche, Schwarz-weiß-Kontraste und Handschrift. Goller bringt all diese Elemente zusammen. Aber er vermischt die Ebenen nicht, sondern macht sich und dem Betrachter immer bewusst, dass er changiert zwischen „malerisch“ und „graphisch“, und diese Ebenen unabhängig voneinander funktionieren. Einerseits schafft Goller malerische Farbräume, die dreidimensionale Tiefe suggerieren, Hintergründe bilden und doch keine Angaben zu Raum und Zeit zu machen. Andererseits zeichnet er Figuren, die sich durch ihre Umrisslinien deutlich abheben, ohne dass ihre Funktion unmissverständlich klar wird.

In seinen Tuschezeichnungen ist Goller naturgemäß auf die lineare Gestaltung angewiesen, aber er setzt nicht nur Linien ein, sondern schafft auch Flächen und unterschiedliche Schwarzwerte durch Strichlagen. Im Unterschied zu seiner Malerei, die eher statisch angelegt ist, sind die Tuschzeichnungen von einer Dynamik erfasst, welche die Bildelemente verbindet und antreibt. Strudel lassen die filigranen Muster, die sich vor unseren Augen aufbauen, in Bewegung geraten. Häufig versucht das Auge menschliche Figuren zu erkennen, die aus den Linienknäueln entstehen. Goller spielt mit der vertikalen Silhouette, lässt uns Menschenansammlungen erahnen, auch Bekleidung kann der Betrachter assoziieren. Aber vielmehr ist es ein ornamentaler Reigen, den er spinnt, in dem alles mit allem verwoben ist, der scheinbar endlos fortgeführt werden könnte. Der Betrachter sieht Momentaufnahmen eines ewigen Welttheaters, das er staunend besieht, aber nicht begreift.

Die Verknüpfungen von gegenstandslosen und figurativen Elementen, das Staffeln von Raumebenen, die Kombination von malerischen und graphischen Strukturen, das alles lässt uns über den Schaffensprozess reflektieren. Es ist mehr als konsequent, dass Gollers Arbeiten „ohne Titel“ aus seinem Atelier entlassen werden: Das Medium ist die Botschaft.


Kunst der Zwischenräume
Zu Michael Gollers aktuellen Arbeiten
von Ludwig Seyfarth Kunstkritiker & Kurator KAI 10 Arthena Foundation, Düsseldorf

Michael Gollers Kunst ist eine der Zwischenräume und Kippmomente. Seine Werke oszillieren zwischen Schrift und Bild, Abbildung und selbstbezüglicher Form, narrativer Offenheit und hermetischer Verschlossenheit, flächiger Ausdehnung und räumlicher Schichtung, Transparenz und Verdichtung. Der Einsatz der Farbe enthält ebenfalls ein Umschlagsmoment, denn auch wo es koloristisch bunt und kräftig zugeht, werden die Farben stets in ein aus ähnlichen Tönen bestehendes Umfeld eingebunden. So besteht immer eine Tendenz zur Monochromie, auf die auch der Titel dieser Publikation verweist.
Die Medien Zeichnung und Malerei, in denen sich Goller primär ausdrückt, sind ebenso ineinander „verwoben“ wie die Strichund Linienführungen, die sich auf verschiedenen Ebenen überlagern – fein und netzartig mit schwarzer oder farbiger Tusche gezogen auf den Zeichnungen, mit breitem Pinsel die Bildfläche bedeckend auf den Gemälden.

Die detailreichen Zeichnungen entwickeln sich häufig auf panoramatischen Breitformaten. Die um 2014 entstandenen Blätter weisen eine patchworkartige Struktur aus mehreren Zentren oder Fluchtpunkten auf, während die einzelnen Bildelemente auf den neueren Zeichnungen kompositorisch zu größeren Bögen zusammengefasst sind. Gegenwärtig arbeitet Goller an noch weit breiteten Formaten, die er wie chinesische Schriftrollen sukzessive bearbeitet. Die Gebilde, die sich auf den Zeichnungen wie aus dem Strich heraus ergeben, scheinen stets organische Gebilde oder Gegenstände zu suggerieren, ohne als konkrete Darstellungen äußerer Dinge identifizierbar zu sein. So verharren sie auch in einer Art Zwischenzustand zwischen Schrift und Bild.

Während man als Betrachter dieser Breitformate den Bewegungsimpulsen der Linien folgt, sich dass Auge und auch der Körper in Bewegung setzen, um alles zu erfassen, sind die Formate der Gemälde kompakter. Auch hier bestimmen lineare Bahnen und Umrisse die Komposition, doch die mit dem Pinsel gezogenen Linien sind weit breiter als auf den Zeichnungen und füllen in mehreren Schichten die ganze Leinwand aus. Es gibt keine Partien, die nicht mit Farbe bedeckt sind, wobei untere Schichten an vielen Stellen sichtbar bleiben. Die verschiedenen Ebenen durchdringen einander optisch jedoch so stark, dass sich nie eine klare räumliche Trennung in Davor und Dahinter, in Vorder- und Hintergrund ergibt. Dies gilt erst recht nicht für ein von fast schwarzen Tönen bestimmtes Bild, in dem die räumlichen Schichten gleichsam geschluckt werden.

Hier wären auch solche Elemente nicht mehr sichtbar, die sich auf anderen Gemälden eingenistet haben und wie aus den Zeichnungen hierher herübergewandert scheinen. Es handelt sich um kleine schablonenartig umrissene Figuren, die verglichen mit den großen Gesten der gemalten Lineaturen, die bisweilen auch fragmentarische Körper oder Gegenstände umreißen, fast miniaturhaft wirken.
Den erkennbaren Motiven liegen oft Fotovorlagen aus Zeitungen zugrunde. Die konkreten politischen und zeitgeschichtlichen Ereignisse, die sie ursprünglich dokumentierten oder illustrierten, werden jedoch bei der malerischen Umsetzung verdichtet und verallgemeinert. So ergibt sich keine wirkliche Narration, jede externe Referenz wird im Prozess des Malens dem Gemälde einverleibt, so dass die Bildvorlage gleichsam leergesogen zurückbleibt.

Dies gilt noch konsequenter für die Fotografien, die mit Gollers Biografie verbunden waren und ihn in seiner Kindheit und Jugend zeigten. Der Künstler hat sie sukzessive als Vorlagen für Bilder verwendet und anschließend vernichtet. So ist die „Seele“ der Fotos gleichsam in die Bilder gewandert und der zurückgebliebene Körper wurde „beerdigt“.
Der Fotografie, die jeden vergangenen Moment im Bild „verewigen“ kann und ihn damit vor dem Vergessen bewahrt, wird somit selbst dem Vergessen überantwortet. Die Erinnerung kann sich nicht mehr an sie heften, sondern sie kann selbst nur noch erinnert werden.

So steht hinter Michael Gollers Kunst auch der Versuch, mit den klassischen Medien Malerei und Zeichnung ein anderes Bildgedächtnis zu aktivieren als das durch mediale Bilder vermittelte. Lassen sich seine schichtenartigen Bildfindungen nicht auch als Bilder des Gedächtnis sehen, Sigmund Freuds berühmte „Notiz über den ‚Wunderblock’“ (1925) aufgreifend? Was bei einem Wunderblock auf das auf einer Wachstafel liegende Papier gezeichnet oder geschrieben wird, kann immer wieder gelöscht werden, wenn das Papier den Kontakt zur Wachstafel verliert. Aber der Vorgang des Löschens ist nicht vollständig, denn eine – wenngleich nur schwach sichtbare – Spur bleibt stets bestehen. Michael Gollers Bilder und Zeichnungen könnten sichtbar gemachte Spuren früherer Einschreibungen sein, geschrieben in einer Sprache, deren Code wir nicht kennen und den wir entschlüsseln müssten wie Archäologen die Hieroglyphen einer vergangener Kultur.

Bei aller Nähe zur Sprache und zu Schriftzeichen ist das Verhältnis von Text und Bild bei Michael Goller ein gänzlich anderes als in den vielen Ausprägungen einer bewusst „konzeptuellen“, das heißt auf einer verbal formulierten oder formulierbaren Idee basierenden Kunst. Denn was sich auf seinen Bildern ereignet, ist mit sprachlichen Mitteln nur unzureichend zu fassen. Goller spielt immer wieder mit dem Zwischenbereich von Schrift und Bild und seine Formenwelt besteht vornehmlich aus gegenständlich nicht eindeutig Identifizierbarem. So ist es nicht einfach, Wahrgenommenes in sprachliche Kategorien zu fassen. Letztlich – könnte man sagen – „siegt“ bei Goller das Bild über die Schrift. Und darin zeigt sich ein Bildverständnis, das durch aktuell kursierende, semiotisch geprägte „Bildwissenschaften“ kaum abgedeckt wird.

Wer Bilder nur als „visuelle Kommunikation“ liest, wird Michael Gollers Kunst kaum etwas abgewinnen können und dabei übersehen, dass sie – trotz der Konzentration auf scheinbar traditionelle Ausdrucksmittel – ein sehr aktuelles Potential enthält, nämlich einen Gegenvorschlag zu einem Bildverständnis, das sich nur noch an technischen Medien orientiert. Nicht zuletzt die Geste, die in Gemälde umgesetzten biografischen Fotografien danach zu vernichten, macht Gollers Werk zu einem Vorschlag für ein Bildverständnis, das sich der ausschließlichen Prägung durch technische Medien und dem mit ihnen verbundenen Informationsbedürfnis entzieht.


Die Gleichzeitigkeit aller Dinge
Grußwort
von Konstanze Wolter, Galeristin e.artis contemporary

Wenn ich meine Augen schließe und mein Gesicht der Sonne zuwende, dann erzeugt das Licht auf der Innenseite meiner Lider eine flirrendeFläche, meist in einem Farbton. An dieses Innenlidbild erinnern mich die Bilder von Michael Goller. Die dunkle Jahreszeit beginnt und mitihr seine Ausstellung des Lichtes.

Wie man schon beim Eintritt bemerkt, bündelt sich an den weißen Wänden die reine Farbenergie mit einer Leuchtkraft, die das Herz bewegt. Esist, als sei im Grün der Frühling, im Gelb der Sommer eingefangen, im Weiß der Frost, im Blau der Himmel ... Die monochrome Farbe eines jedenGemäldes ist das Erste, was wir wahrnehmen und was uns öffnet wie ein warmer Sonnenstrahl auf dem Lid am frühen Morgen. Aufgeschlossen trittman näher und eine neue Welt offenbart sich. Wir entdecken Figuren nur in Umrissen, die uns erinnern an Sport, Religion, Beruf ... In dentiefen Farben verbergen sich Assoziationen, so komplex, dass die Geschichte, die sie erzählt, für jeden von uns bei jedem Bild eineandere sein wird.

Michael Goller sagte mir einmal, er freue sich und versuche immer wieder das Licht zu malen. Wenn er das sagt, meint er nicht nur dasLicht, das die Welt erhellt, sondern auch das innere Licht, das er und das wohl jeder in sich trägt. So liegen den Gemälden tiefe Schichten anZeichnungen, Lasuren und Übermalungen zu Grunde. Es können schon bis zu 15 Materialschichten sein, die er im Extrem komplett in Schwarztönenübermalt hat und nur in einem kleinen Ausschnitt noch sichtbar lässt. Was so leicht aussieht wie von Kinderhand, ist durch hart erkämpfteFarbversuche und lange Interaktion mit einem Gemälde entstanden. Als ich deutliche Farbflecken auf einigen Gemälden sah, fragte ich, was derKlecks in dem eigentlich schon fertigen Bild macht? „Das ist wie es ist“, sagt Michael Goller. „Die Gemälde dürfen einfach so sein, wie siesind. Wertfrei.“ Es geht nicht um schön sein, ansehnlich, dekorativ. Der meist skulptural erhabene Farbpunkt ist wie ein Blatt auf derOberfläche eines Sees, das vor dem reflektierten Bild des Himmels, der sich darin spiegelt, schwimmt. So ist die letzte Ebene, die ganz obenauf der Oberfläche seiner Leinwände liegt, ein Hinweis auf das Darunterliegende und die Gleichzeitigkeit aller Dinge in einervorurteilsfreien Gegenwart.

Seine Tuschezeichnungen ergänzen die Gemälde in der neuen Schaffensphase, die Michael Goller „Bild-Text-Kontext“ nennt. Wir sehenKunstwerke, wie er sie noch nie schuf und wie er sie – so sagt er selbst – auch nie wieder wird schaffen können. Würdigen wir Gollersintrovertierte Arbeit an seinem Werk mit wertfreier Auseinandersetzung und gewinnen dabei – unser eigenes Licht.


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An ornamental round dance
On Michael Goller’s ink drawings by Dr. Jutta Moster-Hoos, Head of Horst Janssen Museum Oldenburg
“The medium is the message” - the central thesis of Canadian philosopher and communication theoretician Marshall McLuhan (1911 – 1980), and a mantra we repeat. We, too, are convinced that the modern communication technologies change our thinking and perception, regardless of the “message” that is communicated. Considering Michael Goller’s media study, a detour into this discipline seems appropriate to me.
The artist reflects unceasingly in his artworks on the two media of painting and drawing in a sensuous, extraordinarily clear manner. If surfaces, colors, color gradients and brushwork are attributed to painting, then drawing stands for lines and strokes, black/white contrasts and handwriting.
Goller brings all these elements together. However, he does not mix these levels; rather, he always makes himself and the observer aware that he is changing between “pictorial” and “graphic”, and that these levels function independently of each other. One the one hand, Goller creates pictorial color spaces that suggest three-dimensional depth and that form backgrounds and yet provide no indications regarding space and time. On the other hand, he draws figures that stand out clearly due to their outlines, without their function becoming unmistakably clear.
In his ink drawings, Goller is naturally reliant on the linear design. However, he not only uses lines but also creates surfaces and different black tones by means of layers of strokes. In contrast to his paintings, which are rather static in design, the ink drawings have a dynamism that connects and actuates the image’s elements. Swirls cause the delicate patterns building up before our eyes to move. The eye frequently tries to detect human figures arising from the wads of lines. Goller plays with the vertical silhouette and adumbrates gatherings of people, while the observer can also make associations with clothing. However, it is rather an ornamental round dance spun by him in that everything is interwoven with everything, a round dance that could seemingly be continued without end. The observer sees snapshots of an eternal world theatre that he looks at with amazement but does not understand.
The nexus of abstract and figurative elements, the grading of space levels, the combination of pictorial and graphic structures - all of this makes us reflect on the creative process. It is more than consistent that Goller’s works are released from his studio “untitled”: the medium is the message.

Art of interim spaces
On Michael Goller’s current artworks by Ludwig Seyfarth, Art Critic & Curator KAI 10 Arthena Foundation, Dusseldorf
Michael Goller’s art is one of interim spaces and tilting effects. His artworks oscillate between writing and image, depiction and self-referential form, narrative openness and hermetic reticence, planar expansion and spatial layering, transparency and congestion. The use of colour also includes a transitional moment, for even where bright, strong colours are used, the colours are always integrated into an environment consisting of similar shades. Hence, there is always a tendency towards monochromy, to which the title of this publication also refers.
The media of drawing and painting, which Goller primarily uses to express himself, are just as “interwoven” with each other as the strokes and lines that overlie each other on various levels – drawn on the drawings delicately and in a mesh-like manner with black or coloured ink, covering the image surface on the paintings with a wide brush.
The drawings, which are rich in detail, frequently develop on panoramatic wide formats. The sheets, produced in around 2014, exhibit a patchwork-like structure made up of several centres or vanishing points, while the individual image elements on the newer drawings are combined compositionally into larger sheets. Goller is currently working on much wider formats, which he is processing successively like Chinese scrolls. The images that emerge on the drawings as if out of the strokes always seem to suggest organic images or objects, without being identifiable as concrete representations of external things. Thus they remain, in a way, an intermediate state between writing and image.
While, as the observer of these wide formats, one follows the movement impulses of the lines and the eye as well as the body move in order to capture everything, the formats of the paintings are more compact. Here, too, linear tracks and outlines determine the composition. However, the lines drawn with the brush are much wider than on the drawings and fill up the entire canvas in several layers. There are no areas that are not covered with paint, although lower layers remain visible in many places.
However, the different levels penetrate each other visually so strongly that a clear spatial division into Front and Behind, into foreground and background never results. This certainly does not apply to a painting that is defined by almost black shades, in which the spatial layers are quasi swallowed up.
Here, such elements that have nested on other paintings and seem to have migrated here as if from the drawings would not be visible any more either. These are small, stencil-like outlined figures that, compared with the large gestures of the painted rulings, which sometimes also outline fragmentary bodies or objects, appear almost miniature.
The detectable motifs are often based on photo templates from newspapers. However, in the pictorial implementation, the concrete political and contemporary historical events that they originally documented or illustrated are condensed und generalised. So there is no real narration. Each external reference is quasi incorporated into the painting in the painting process, so that the photo template is left as it were sucked empty.
This applies even more consistently to the photographs that were connected to Goller’s biography and showed him in his childhood and youth. The artist used them successively as templates for paintings and subsequently destroyed them. Thus, the “soul” of the photos so to speak migrated into the paintings and the body that was left was “buried”.
The photograph, which can “eternalise” each moment that has passed in the painting and preserves it from being forgotten, is thus given over to oblivion itself. The memory can no longer adhere to it; rather, it can only be reminded itself.
Hence, behind Michael Goller’s art is also the attempt to activate a different image memory with the classic media of painting and drawing than that facilitated by media-based images. Can his layer-like pictorial inventions not also be seen as images of memory, thinking also of Sigmund Freud’s famous “Note upon the ‘Mystic Writing-Pad’” (1925)? With a mystic writing pad, what is drawn or written on a sheet of paper lying on a wax tablet can repeatedly be deleted if the paper loses contact with the wax tablet. However, the process of deletion is not complete, as a – albeit only weakly visible – trace always remains.
Michael Goller’s paintings and drawings could be traces of earlier inscriptions – written in a language whose code we are not familiar with and that we would have to decode like archaeologists decode the hieroglyphics of a past culture – made visible.
Despite the proximity to language and characters, the relationship of text and image in Michael Goller’s work is a completely different one from in the many manifestations of an art that is purposefully “conceptual”, that is, based on a verbally expressed or expressible idea. For what takes place in his images can be described only insufficiently with linguistic means. Goller repeatedly plays with the area between writing and image and his forms consist mainly of what cannot be clearly identified as concrete objects. Hence, it is not easy to describe what is perceived in terms of linguistic categories.
Ultimately – one could say – image “is victorious” over writing in Goller’s works. And what shows itself therein is an image understanding that is barely covered by currently circulating, semiotic “pictorial science”. One who reads images as only “visual communication” will hardly be able to gain anything from Michael Goller’s art and will overlook the fact that it – despite the concentration on apparently traditional means of expression – contains very current potential, namely, a counterproposal to an image understanding that is orientated towards only technical media. Not least does the gesture of subsequently destroying the biographical photographs converted into paintings make Goller’s work a proposal for an image understanding that eludes the exclusive influence of technical media and the associated need for information.


The simultaneity of all things
Welcome note by Konstanze Wolter, e.artis contemporary
When I close my eyes and turn my face toward the sun, the lightproduces a shimmering surface on the inward of my closed eyelids, mostly in one color shade. The paintings by Michael Goller remind me ofthis inner eyelid image. The dark time of year begins and with it his exhibition of light.
At the reception, the pure color energy concentrating on the whitewalls with a moving luminous power is instantly noticed. It is as if one is captivated in the green of spring, the yellow of summer, thewhite of frost, the blue of the sky...
The monochrome color of each painting is the first thing we notice andthat renders us receptive like a warm ray of sun on one’s eyelid in the early morning. Open-minded, one moves closer, and a new world emerges.We discover only outlines of figures that remind us of sport, religion, work ... Hidden in the deep colors are associations so complex that thestory they tell will be different for each of us with each painting.
Michael Goller once told me that he liked the light and tried to paintit again and again. When he says this, he means not just the light illuminating the world, but also the inner light that he and probablyeach person carries within oneself. For instance, deep layers of drawings, glazes and overpaintings underlie the paintings. There can beup to 15 layers of material that, in extreme cases, he has painted completely in black and only a small segment of which he leavesvisible. What seems as simple as if painted by a child is formed through hard-fought color tests and long interaction with a painting.
When I saw distinct specks of color in some paintings, I wondered whatthe smudge is doing in the painting that is actually already finished? “That’s how it is,” says Michael Goller. “The paintings may simply beas they are. Value-free.” It is not about being beautiful, sightly, decorative. The mostly sculpturally elevated dot of color is like aleaf on the surface of the sea swimming in front of the sky’s image reflected in the sea. Thus, the last layer, which sits right at the topon the surface of his canvases, is a reference to what lies beneath and the simultaneity of all things in an unprejudiced present.
Michael Goller’s ink drawings complement the paintings in the newcreative phase, which he calls the “picture-text-context”. We see artworks as he has never created them before and – as he says himself –will never be able to create them again. Let us savor Goller’s introverted work by considering his artworks unbiased and gain – ourown light.

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Une danse ornementale
«Le médium est le message» - ce message principal du philosophe et théoricien canadien des communications Marshall McLuhan (1911 – 1980), nous le répétons comme un mantra, et sommes également convaincus que les technologies modernes de communication changent notre pensée et notre perception, indépendamment du «message» qui est communiqué. Compte tenu des études sur les médias de Michael Goller, un détour dans cette discipline me semble approprié.
En effet, l'artiste reflète continuellement dans ses oeuvres, d'une manière sensuelle et extraordinairement claire, les deux supports que sont la peinture et le dessin. Si les surfaces, les couleurs, les dégradés de couleur et les pinceaux sont à la peinture, le dessin, s'approprie les lignes et les traits, les contrastes de noir et blanc et l´écriture manuscrite. Goller réunit tous ces éléments. Cependant, il ne mélange pas les niveaux. Au contraire, lui et son observateur prennent en permanence conscience, qu'il oscille entre le «pictural» et le «graphique» et que ces niveaux fonctionnent indépendamment les uns des autres. D'une part, Goller crée des espaces de couleurs picturales qui suggèrent une profondeur tridimensionnelle, forment des arrière-plans, sans que ceux-ci pourtant ne livrent aucune information sur l'espace et le temps. D'autre part, il dessine des figures qui se démarquent clairement par leurs contours sans qu´il subsiste une quelconque abigüité sur leurs fonctions.
Dans ses dessins à l'encre, Goller est, par nature, dépendant de la conception linéaire. Cependant il n´utilise pas que les lignes, mais crée aussi différents plats et tons de noir par plusieurs couches de traits. Contrairement à ses tableaux, voulus plutôt statiques, ses dessins à l'encre possedent un dynamisme qui relient les éléments de l'image tout en leur donnant vie. Des tourbillons laissent les motifs filigranes qui se développent devant nos yeux se déplacer. Souvent, l´oeil essaie de détecter des figures humaines résultant de ces enchevêtrements de lignes. Goller joue avec la silhouette verticale, nous laisse imaginer des foules, tandis que l'observateur pourrait également faire association avec des vêtements. Mais plus encore, c'est plutôt une danse ornementale, une ronde menée par lui, dans laquelle tout est entrelacé et qui semble pouvoir être continuée sans fin. L'observateur voit les instantanés d'un théâtre mondial éternel qu'il regarde avec étonnement mais ne comprend pas.
Le lien entre les éléments abstraits et figuratifs, le classement des niveaux d'espace, la combinaison des structures picturales et graphiques - tout cela nous amène à réfléchir sur le processus créatif. Cela va donc de soi que les œuvres de Goller sortent de son studio «sans titre»: le médium est le message.
Dr. Jutta Moster-Hoos
directrice du Musée Horst Janssen de Oldenburg
2016