Ein ornamentaler Reigen
Zu den Tuschezeichnungen von Michael Goller
von Dr. Jutta Moster-Hoos Leiterin Horst Janssen Museum Oldenburg
„Das Medium ist die Botschaft“- die Kernaussage des kanadischen
Philosophen und Kommunikationstheoretikers Marshall McLuhan (1911 – 1980),
wiederholen wir wie ein Mantra und sind ebenso der Überzeugung, dass die
modernen Kommunikationstechnologien unser Denken und unsere Wahrnehmung
verändern, unabhängig von der jeweiligen „Botschaft“, die überbracht wird.
Angesichts des Medienstudiums von Michael Goller scheint mir der Ausflug
in diese Disziplin angebracht.
Denn der Künstler reflektiert in seinen Werken unablässig über die beiden
Medien Malerei und Zeichnung, und zwar auf eine sinnliche, ungemein
anschauliche Art und Weise. Wenn der Malerei Flächen, Farben, Farbverläufe
und Pinselduktus zugeordnet sind, dann steht die Zeichnung für Linien und
Striche, Schwarz-weiß-Kontraste und Handschrift. Goller bringt all diese
Elemente zusammen. Aber er vermischt die Ebenen nicht, sondern macht sich
und dem Betrachter immer bewusst, dass er changiert zwischen „malerisch“
und „graphisch“, und diese Ebenen unabhängig voneinander funktionieren.
Einerseits schafft Goller malerische Farbräume, die dreidimensionale Tiefe
suggerieren, Hintergründe bilden und doch keine Angaben zu Raum und Zeit
zu machen. Andererseits zeichnet er Figuren, die sich durch ihre
Umrisslinien deutlich abheben, ohne dass ihre Funktion unmissverständlich
klar wird.
In seinen Tuschezeichnungen ist Goller naturgemäß auf die lineare
Gestaltung angewiesen, aber er setzt nicht nur Linien ein, sondern schafft
auch Flächen und unterschiedliche Schwarzwerte durch Strichlagen. Im
Unterschied zu seiner Malerei, die eher statisch angelegt ist, sind die
Tuschzeichnungen von einer Dynamik erfasst, welche die Bildelemente
verbindet und antreibt. Strudel lassen die filigranen Muster, die sich vor
unseren Augen aufbauen, in Bewegung geraten. Häufig versucht das Auge
menschliche Figuren zu erkennen, die aus den Linienknäueln entstehen.
Goller spielt mit der vertikalen Silhouette, lässt uns
Menschenansammlungen erahnen, auch Bekleidung kann der Betrachter
assoziieren. Aber vielmehr ist es ein ornamentaler Reigen, den er spinnt,
in dem alles mit allem verwoben ist, der scheinbar endlos fortgeführt
werden könnte. Der Betrachter sieht Momentaufnahmen eines ewigen
Welttheaters, das er staunend besieht, aber nicht begreift.
Die Verknüpfungen von gegenstandslosen und figurativen Elementen, das
Staffeln von Raumebenen, die Kombination von malerischen und graphischen
Strukturen, das alles lässt uns über den Schaffensprozess reflektieren. Es
ist mehr als konsequent, dass Gollers Arbeiten „ohne Titel“ aus seinem
Atelier entlassen werden: Das Medium ist die Botschaft.
Kunst der Zwischenräume
Zu Michael Gollers aktuellen Arbeiten
von Ludwig Seyfarth Kunstkritiker &
Kurator KAI 10 Arthena Foundation, Düsseldorf
Michael Gollers Kunst ist eine der Zwischenräume und Kippmomente. Seine
Werke oszillieren zwischen Schrift und Bild, Abbildung und
selbstbezüglicher Form, narrativer Offenheit und hermetischer
Verschlossenheit, flächiger Ausdehnung und räumlicher Schichtung,
Transparenz und Verdichtung. Der Einsatz der Farbe enthält ebenfalls ein
Umschlagsmoment, denn auch wo es koloristisch bunt und kräftig zugeht,
werden die Farben stets in ein aus ähnlichen Tönen bestehendes Umfeld
eingebunden. So besteht immer eine Tendenz zur Monochromie, auf die auch
der Titel dieser Publikation verweist.
Die Medien Zeichnung und Malerei, in denen sich Goller primär ausdrückt,
sind ebenso ineinander „verwoben“ wie die Strichund Linienführungen, die
sich auf verschiedenen Ebenen überlagern – fein und netzartig mit
schwarzer oder farbiger Tusche gezogen auf den Zeichnungen, mit breitem
Pinsel die Bildfläche bedeckend auf den Gemälden.
Die detailreichen Zeichnungen entwickeln sich häufig auf panoramatischen
Breitformaten. Die um 2014 entstandenen Blätter weisen eine
patchworkartige Struktur aus mehreren Zentren oder Fluchtpunkten auf,
während die einzelnen Bildelemente auf den neueren Zeichnungen
kompositorisch zu größeren Bögen zusammengefasst sind. Gegenwärtig
arbeitet Goller an noch weit breiteten Formaten, die er wie chinesische
Schriftrollen sukzessive bearbeitet. Die Gebilde, die sich auf den
Zeichnungen wie aus dem Strich heraus ergeben, scheinen stets organische
Gebilde oder Gegenstände zu suggerieren, ohne als konkrete Darstellungen
äußerer Dinge identifizierbar zu sein. So verharren sie auch in einer Art
Zwischenzustand zwischen Schrift und Bild.
Während man als Betrachter dieser Breitformate den Bewegungsimpulsen der
Linien folgt, sich dass Auge und auch der Körper in Bewegung setzen, um
alles zu erfassen, sind die Formate der Gemälde kompakter. Auch hier
bestimmen lineare Bahnen und Umrisse die Komposition, doch die mit dem
Pinsel gezogenen Linien sind weit breiter als auf den Zeichnungen und
füllen in mehreren Schichten die ganze Leinwand aus. Es gibt keine
Partien, die nicht mit Farbe bedeckt sind, wobei untere Schichten an
vielen Stellen sichtbar bleiben. Die verschiedenen Ebenen durchdringen
einander optisch jedoch so stark, dass sich nie eine klare räumliche
Trennung in Davor und Dahinter, in Vorder- und Hintergrund ergibt. Dies
gilt erst recht nicht für ein von fast schwarzen Tönen bestimmtes Bild, in
dem die räumlichen Schichten gleichsam geschluckt werden.
Hier wären auch solche Elemente nicht mehr sichtbar, die sich auf anderen
Gemälden eingenistet haben und wie aus den Zeichnungen hierher
herübergewandert scheinen. Es handelt sich um kleine schablonenartig
umrissene Figuren, die verglichen mit den großen Gesten der gemalten
Lineaturen, die bisweilen auch fragmentarische Körper oder Gegenstände
umreißen, fast miniaturhaft wirken.
Den erkennbaren Motiven liegen oft Fotovorlagen aus Zeitungen zugrunde.
Die konkreten politischen und zeitgeschichtlichen Ereignisse, die sie
ursprünglich dokumentierten oder illustrierten, werden jedoch bei der
malerischen Umsetzung verdichtet und verallgemeinert. So ergibt sich keine
wirkliche Narration, jede externe Referenz wird im Prozess des Malens dem
Gemälde einverleibt, so dass die Bildvorlage gleichsam leergesogen
zurückbleibt.
Dies gilt noch konsequenter für die Fotografien, die mit Gollers Biografie
verbunden waren und ihn in seiner Kindheit und Jugend zeigten. Der
Künstler hat sie sukzessive als Vorlagen für Bilder verwendet und
anschließend vernichtet. So ist die „Seele“ der Fotos gleichsam in die
Bilder gewandert und der zurückgebliebene Körper wurde „beerdigt“.
Der Fotografie, die jeden vergangenen Moment im Bild „verewigen“ kann und
ihn damit vor dem Vergessen bewahrt, wird somit selbst dem Vergessen
überantwortet. Die Erinnerung kann sich nicht mehr an sie heften, sondern
sie kann selbst nur noch erinnert werden.
So steht hinter Michael Gollers Kunst auch der Versuch, mit den
klassischen Medien Malerei und Zeichnung ein anderes Bildgedächtnis zu
aktivieren als das durch mediale Bilder vermittelte. Lassen sich seine
schichtenartigen Bildfindungen nicht auch als Bilder des Gedächtnis sehen,
Sigmund Freuds berühmte „Notiz über den ‚Wunderblock’“ (1925) aufgreifend?
Was bei einem Wunderblock auf das auf einer Wachstafel liegende Papier
gezeichnet oder geschrieben wird, kann immer wieder gelöscht werden, wenn
das Papier den Kontakt zur Wachstafel verliert. Aber der Vorgang des
Löschens ist nicht vollständig, denn eine – wenngleich nur schwach
sichtbare – Spur bleibt stets bestehen. Michael Gollers Bilder und
Zeichnungen könnten sichtbar gemachte Spuren früherer Einschreibungen
sein, geschrieben in einer Sprache, deren Code wir nicht kennen und den
wir entschlüsseln müssten wie Archäologen die Hieroglyphen einer
vergangener Kultur.
Bei aller Nähe zur Sprache und zu Schriftzeichen ist das Verhältnis von
Text und Bild bei Michael Goller ein gänzlich anderes als in den vielen
Ausprägungen einer bewusst „konzeptuellen“, das heißt auf einer verbal
formulierten oder formulierbaren Idee basierenden Kunst. Denn was sich auf
seinen Bildern ereignet, ist mit sprachlichen Mitteln nur unzureichend zu
fassen. Goller spielt immer wieder mit dem Zwischenbereich von Schrift und
Bild und seine Formenwelt besteht vornehmlich aus gegenständlich nicht
eindeutig Identifizierbarem. So ist es nicht einfach, Wahrgenommenes in
sprachliche Kategorien zu fassen. Letztlich – könnte man sagen – „siegt“
bei Goller das Bild über die Schrift. Und darin zeigt sich ein
Bildverständnis, das durch aktuell kursierende, semiotisch geprägte
„Bildwissenschaften“ kaum abgedeckt wird.
Wer Bilder nur als „visuelle Kommunikation“ liest, wird Michael Gollers
Kunst kaum etwas abgewinnen können und dabei übersehen, dass sie – trotz
der Konzentration auf scheinbar traditionelle Ausdrucksmittel – ein sehr
aktuelles Potential enthält, nämlich einen Gegenvorschlag zu einem
Bildverständnis, das sich nur noch an technischen Medien orientiert. Nicht
zuletzt die Geste, die in Gemälde umgesetzten biografischen Fotografien
danach zu vernichten, macht Gollers Werk zu einem Vorschlag für ein
Bildverständnis, das sich der ausschließlichen Prägung durch technische
Medien und dem mit ihnen verbundenen Informationsbedürfnis entzieht.
Die Gleichzeitigkeit aller Dinge
Grußwort
von Konstanze Wolter, Galeristin e.artis
contemporary
Wenn ich meine Augen schließe und mein Gesicht der Sonne zuwende, dann
erzeugt das Licht auf der Innenseite meiner Lider eine flirrendeFläche,
meist in einem Farbton. An dieses Innenlidbild erinnern mich die Bilder
von Michael Goller. Die dunkle Jahreszeit beginnt und mitihr seine
Ausstellung des Lichtes.
Wie man schon beim Eintritt bemerkt, bündelt sich an den weißen Wänden die
reine Farbenergie mit einer Leuchtkraft, die das Herz bewegt. Esist, als
sei im Grün der Frühling, im Gelb der Sommer eingefangen, im Weiß der
Frost, im Blau der Himmel ... Die monochrome Farbe eines jedenGemäldes ist
das Erste, was wir wahrnehmen und was uns öffnet wie ein warmer
Sonnenstrahl auf dem Lid am frühen Morgen. Aufgeschlossen trittman näher
und eine neue Welt offenbart sich. Wir entdecken Figuren nur in Umrissen,
die uns erinnern an Sport, Religion, Beruf ... In dentiefen Farben
verbergen sich Assoziationen, so komplex, dass die Geschichte, die sie
erzählt, für jeden von uns bei jedem Bild eineandere sein wird.
Michael Goller sagte mir einmal, er freue sich und versuche immer wieder
das Licht zu malen. Wenn er das sagt, meint er nicht nur dasLicht, das die
Welt erhellt, sondern auch das innere Licht, das er und das wohl jeder in
sich trägt. So liegen den Gemälden tiefe Schichten anZeichnungen, Lasuren
und Übermalungen zu Grunde. Es können schon bis zu 15 Materialschichten
sein, die er im Extrem komplett in Schwarztönenübermalt hat und nur in
einem kleinen Ausschnitt noch sichtbar lässt. Was so leicht aussieht wie
von Kinderhand, ist durch hart erkämpfteFarbversuche und lange Interaktion
mit einem Gemälde entstanden. Als ich deutliche Farbflecken auf einigen
Gemälden sah, fragte ich, was derKlecks in dem eigentlich schon fertigen
Bild macht? „Das ist wie es ist“, sagt Michael Goller. „Die Gemälde dürfen
einfach so sein, wie siesind. Wertfrei.“ Es geht nicht um schön sein,
ansehnlich, dekorativ. Der meist skulptural erhabene Farbpunkt ist wie ein
Blatt auf derOberfläche eines Sees, das vor dem reflektierten Bild des
Himmels, der sich darin spiegelt, schwimmt. So ist die letzte Ebene, die
ganz obenauf der Oberfläche seiner Leinwände liegt, ein Hinweis auf das
Darunterliegende und die Gleichzeitigkeit aller Dinge in
einervorurteilsfreien Gegenwart.
Seine Tuschezeichnungen ergänzen die Gemälde in der neuen Schaffensphase,
die Michael Goller „Bild-Text-Kontext“ nennt. Wir sehenKunstwerke, wie er
sie noch nie schuf und wie er sie – so sagt er selbst – auch nie wieder
wird schaffen können. Würdigen wir Gollersintrovertierte Arbeit an seinem
Werk mit wertfreier Auseinandersetzung und gewinnen dabei – unser eigenes
Licht.
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An ornamental round dance
On Michael Goller’s ink drawings by Dr.
Jutta Moster-Hoos, Head of Horst Janssen Museum Oldenburg
“The medium is the message” - the central thesis of Canadian philosopher
and communication theoretician Marshall McLuhan (1911 – 1980), and a
mantra we repeat. We, too, are convinced that the modern communication
technologies change our thinking and perception, regardless of the
“message” that is communicated. Considering Michael Goller’s media study,
a detour into this discipline seems appropriate to me.
The artist reflects unceasingly in his artworks on the two media of
painting and drawing in a sensuous, extraordinarily clear manner. If
surfaces, colors, color gradients and brushwork are attributed to
painting, then drawing stands for lines and strokes, black/white contrasts
and handwriting.
Goller brings all these elements together. However, he does not mix these
levels; rather, he always makes himself and the observer aware that he is
changing between “pictorial” and “graphic”, and that these levels function
independently of each other. One the one hand, Goller creates pictorial
color spaces that suggest three-dimensional depth and that form
backgrounds and yet provide no indications regarding space and time. On
the other hand, he draws figures that stand out clearly due to their
outlines, without their function becoming unmistakably clear.
In his ink drawings, Goller is naturally reliant on the linear design.
However, he not only uses lines but also creates surfaces and different
black tones by means of layers of strokes. In contrast to his paintings,
which are rather static in design, the ink drawings have a dynamism that
connects and actuates the image’s elements. Swirls cause the delicate
patterns building up before our eyes to move. The eye frequently tries to
detect human figures arising from the wads of lines. Goller plays with the
vertical silhouette and adumbrates gatherings of people, while the
observer can also make associations with clothing. However, it is rather
an ornamental round dance spun by him in that everything is interwoven
with everything, a round dance that could seemingly be continued without
end. The observer sees snapshots of an eternal world theatre that he looks
at with amazement but does not understand.
The nexus of abstract and figurative elements, the grading of space
levels, the combination of pictorial and graphic structures - all of this
makes us reflect on the creative process. It is more than consistent that
Goller’s works are released from his studio “untitled”: the medium is the
message.
Art of interim spaces
On Michael Goller’s current artworks by
Ludwig Seyfarth, Art Critic & Curator KAI 10 Arthena Foundation,
Dusseldorf
Michael Goller’s art is one of interim spaces and tilting effects. His
artworks oscillate between writing and image, depiction and
self-referential form, narrative openness and hermetic reticence, planar
expansion and spatial layering, transparency and congestion. The use of
colour also includes a transitional moment, for even where bright, strong
colours are used, the colours are always integrated into an environment
consisting of similar shades. Hence, there is always a tendency towards
monochromy, to which the title of this publication also refers.
The media of drawing and painting, which Goller primarily uses to express
himself, are just as “interwoven” with each other as the strokes and lines
that overlie each other on various levels – drawn on the drawings
delicately and in a mesh-like manner with black or coloured ink, covering
the image surface on the paintings with a wide brush.
The drawings, which are rich in detail, frequently develop on panoramatic
wide formats. The sheets, produced in around 2014, exhibit a
patchwork-like structure made up of several centres or vanishing points,
while the individual image elements on the newer drawings are combined
compositionally into larger sheets. Goller is currently working on much
wider formats, which he is processing successively like Chinese scrolls.
The images that emerge on the drawings as if out of the strokes always
seem to suggest organic images or objects, without being identifiable as
concrete representations of external things. Thus they remain, in a way,
an intermediate state between writing and image.
While, as the observer of these wide formats, one follows the movement
impulses of the lines and the eye as well as the body move in order to
capture everything, the formats of the paintings are more compact. Here,
too, linear tracks and outlines determine the composition. However, the
lines drawn with the brush are much wider than on the drawings and fill up
the entire canvas in several layers. There are no areas that are not
covered with paint, although lower layers remain visible in many places.
However, the different levels penetrate each other visually so strongly
that a clear spatial division into Front and Behind, into foreground and
background never results. This certainly does not apply to a painting that
is defined by almost black shades, in which the spatial layers are quasi
swallowed up.
Here, such elements that have nested on other paintings and seem to have
migrated here as if from the drawings would not be visible any more
either. These are small, stencil-like outlined figures that, compared with
the large gestures of the painted rulings, which sometimes also outline
fragmentary bodies or objects, appear almost miniature.
The detectable motifs are often based on photo templates from newspapers.
However, in the pictorial implementation, the concrete political and
contemporary historical events that they originally documented or
illustrated are condensed und generalised. So there is no real narration.
Each external reference is quasi incorporated into the painting in the
painting process, so that the photo template is left as it were sucked
empty.
This applies even more consistently to the photographs that were connected
to Goller’s biography and showed him in his childhood and youth. The
artist used them successively as templates for paintings and subsequently
destroyed them. Thus, the “soul” of the photos so to speak migrated into
the paintings and the body that was left was “buried”.
The photograph, which can “eternalise” each moment that has passed in the
painting and preserves it from being forgotten, is thus given over to
oblivion itself. The memory can no longer adhere to it; rather, it can
only be reminded itself.
Hence, behind Michael Goller’s art is also the attempt to activate a
different image memory with the classic media of painting and drawing than
that facilitated by media-based images. Can his layer-like pictorial
inventions not also be seen as images of memory, thinking also of Sigmund
Freud’s famous “Note upon the ‘Mystic Writing-Pad’” (1925)? With a mystic
writing pad, what is drawn or written on a sheet of paper lying on a wax
tablet can repeatedly be deleted if the paper loses contact with the wax
tablet. However, the process of deletion is not complete, as a – albeit
only weakly visible – trace always remains.
Michael Goller’s paintings and drawings could be traces of earlier
inscriptions – written in a language whose code we are not familiar with
and that we would have to decode like archaeologists decode the
hieroglyphics of a past culture – made visible.
Despite the proximity to language and characters, the relationship of text
and image in Michael Goller’s work is a completely different one from in
the many manifestations of an art that is purposefully “conceptual”, that
is, based on a verbally expressed or expressible idea. For what takes
place in his images can be described only insufficiently with linguistic
means. Goller repeatedly plays with the area between writing and image and
his forms consist mainly of what cannot be clearly identified as concrete
objects. Hence, it is not easy to describe what is perceived in terms of
linguistic categories.
Ultimately – one could say – image “is victorious” over writing in
Goller’s works. And what shows itself therein is an image understanding
that is barely covered by currently circulating, semiotic “pictorial
science”. One who reads images as only “visual communication” will hardly
be able to gain anything from Michael Goller’s art and will overlook the
fact that it – despite the concentration on apparently traditional means
of expression – contains very current potential, namely, a counterproposal
to an image understanding that is orientated towards only technical media.
Not least does the gesture of subsequently destroying the biographical
photographs converted into paintings make Goller’s work a proposal for an
image understanding that eludes the exclusive influence of technical media
and the associated need for information.
The simultaneity of all things
Welcome note by Konstanze Wolter,
e.artis contemporary
When I close my eyes and turn my face toward the sun, the lightproduces a
shimmering surface on the inward of my closed eyelids, mostly in one color
shade. The paintings by Michael Goller remind me ofthis inner eyelid
image. The dark time of year begins and with it his exhibition of light.
At the reception, the pure color energy concentrating on the whitewalls
with a moving luminous power is instantly noticed. It is as if one is
captivated in the green of spring, the yellow of summer, thewhite of
frost, the blue of the sky...
The monochrome color of each painting is the first thing we notice andthat
renders us receptive like a warm ray of sun on one’s eyelid in the early
morning. Open-minded, one moves closer, and a new world emerges.We
discover only outlines of figures that remind us of sport, religion, work
... Hidden in the deep colors are associations so complex that thestory
they tell will be different for each of us with each painting.
Michael Goller once told me that he liked the light and tried to paintit
again and again. When he says this, he means not just the light
illuminating the world, but also the inner light that he and probablyeach
person carries within oneself. For instance, deep layers of drawings,
glazes and overpaintings underlie the paintings. There can beup to 15
layers of material that, in extreme cases, he has painted completely in
black and only a small segment of which he leavesvisible. What seems as
simple as if painted by a child is formed through hard-fought color tests
and long interaction with a painting.
When I saw distinct specks of color in some paintings, I wondered whatthe
smudge is doing in the painting that is actually already finished? “That’s
how it is,” says Michael Goller. “The paintings may simply beas they are.
Value-free.” It is not about being beautiful, sightly, decorative. The
mostly sculpturally elevated dot of color is like aleaf on the surface of
the sea swimming in front of the sky’s image reflected in the sea. Thus,
the last layer, which sits right at the topon the surface of his canvases,
is a reference to what lies beneath and the simultaneity of all things in
an unprejudiced present.
Michael Goller’s ink drawings complement the paintings in the newcreative
phase, which he calls the “picture-text-context”. We see artworks as he
has never created them before and – as he says himself –will never be able
to create them again. Let us savor Goller’s introverted work by
considering his artworks unbiased and gain – ourown light.
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Une danse ornementale
«Le médium est le message» - ce message principal du philosophe et
théoricien canadien des communications Marshall McLuhan (1911 – 1980),
nous le répétons comme un mantra, et sommes également convaincus que les
technologies modernes de communication changent notre pensée et notre
perception, indépendamment du «message» qui est communiqué. Compte tenu
des études sur les médias de Michael Goller, un détour dans cette
discipline me semble approprié.
En effet, l'artiste reflète continuellement dans ses oeuvres, d'une
manière sensuelle et extraordinairement claire, les deux supports que sont
la peinture et le dessin. Si les surfaces, les couleurs, les dégradés de
couleur et les pinceaux sont à la peinture, le dessin, s'approprie les
lignes et les traits, les contrastes de noir et blanc et l´écriture
manuscrite. Goller réunit tous ces éléments. Cependant, il ne mélange pas
les niveaux. Au contraire, lui et son observateur prennent en permanence
conscience, qu'il oscille entre le «pictural» et le «graphique» et que ces
niveaux fonctionnent indépendamment les uns des autres. D'une part, Goller
crée des espaces de couleurs picturales qui suggèrent une profondeur
tridimensionnelle, forment des arrière-plans, sans que ceux-ci pourtant ne
livrent aucune information sur l'espace et le temps. D'autre part, il
dessine des figures qui se démarquent clairement par leurs contours sans
qu´il subsiste une quelconque abigüité sur leurs fonctions.
Dans ses dessins à l'encre, Goller est, par nature, dépendant de la
conception linéaire. Cependant il n´utilise pas que les lignes, mais crée
aussi différents plats et tons de noir par plusieurs couches de traits.
Contrairement à ses tableaux, voulus plutôt statiques, ses dessins à
l'encre possedent un dynamisme qui relient les éléments de l'image tout en
leur donnant vie. Des tourbillons laissent les motifs filigranes qui se
développent devant nos yeux se déplacer. Souvent, l´oeil essaie de
détecter des figures humaines résultant de ces enchevêtrements de lignes.
Goller joue avec la silhouette verticale, nous laisse imaginer des foules,
tandis que l'observateur pourrait également faire association avec des
vêtements. Mais plus encore, c'est plutôt une danse ornementale, une ronde
menée par lui, dans laquelle tout est entrelacé et qui semble pouvoir être
continuée sans fin. L'observateur voit les instantanés d'un théâtre
mondial éternel qu'il regarde avec étonnement mais ne comprend pas.
Le lien entre les éléments abstraits et figuratifs, le classement des
niveaux d'espace, la combinaison des structures picturales et graphiques -
tout cela nous amène à réfléchir sur le processus créatif. Cela va donc de
soi que les œuvres de Goller sortent de son studio «sans titre»: le médium
est le message.
Dr. Jutta Moster-Hoos
directrice du Musée Horst Janssen de
Oldenburg
2016